· 

Im Land von Anna Göldi

Als Unterkunftsort haben wir uns heute Anna Göldi's Wohnort ausgesucht. Anna Göldi, geboren wie die Schreiberin am 24.10. aber ca. 230 Jahre früher.  Anna war eine der letzten Frauen, die in Europa der Hexerei beschuldigt und hingerichtet wurden, nämlich 1782. Es war die letzte legale Hexenhinrichtung und rief europaweit Empörung hervor. Was war der Tatbestand? Man sagte, dass sie  mehrmals Stecknadeln in die Milch einer Tochter Tschudis (Tschudi war der Hausherr und Arbeitgeber) gezaubert haben. Ausserdem soll die Tochter nach Aussagen von Angehörigen der Familie Tschudi mehrfach Nägel gespuckt haben. Wegen Verzauberung der Tschudi-Tochter wurde Anna Göldi daraufhin der Hexerei beschuldigt und angeklagt. Die Hintergründe für die Anklage dürften aber eher mit einer Affäre mit ihrem Dienstherrn Tschudi in Zusammenhang stehen. Zudem war Anna Göldi gut bekannt mit dem Schwager der Familie Tschudi, Ruedi Steinmüller. Dieser war vermögend und vermutlich in einen Erbschaftsstreit mit der Familie Tschudi geraten. Auch er wurde beschuldigt und als Mittäter inhaftiert.

Im anschliessenden Gerichtsprozess gab Göldi unter Folter zu, die Kräfte des Teufels zu nutzen. Auch Steinmüller sollte unter Folter seine Aussage machen. Er erhängte sich jedoch in der Nacht vom 11. auf den 12. Mai 1782. Sein Suizid wurde als Schuldeingeständnis betrachtet, sein Vermögen beschlagnahmt. So unglaublich es klingt - so war das!

 

Der Evangelische Rat von Glarus verurteilte Anna Göldi am 6. Juni 1782 zum Tod durch das Schwert. Das Urteil wurde am 13. Juni vollstreckt.  Da Anna Göldi keine Glarnerin war,  galt sie als fremdländische Person. Die Gerichtsbarkeit lag somit eigentlich bei einem gemeinen Gericht, welches aus katholischen und reformierten Personen zusammengesetzt war. Das Urteil war somit nicht rechtmässig.

Der Hexenprozess sorgte trotz Pressezensur in der Schweiz und in Deutschland für Aufruhr und wurde von August von Schlözer als Justizmord bezeichnet.  Obwohl der Gerichtsschreiber die streng geheimen Akten heraugab - konnte man erst im Jahr 2007 bewiesen werden, dass Anna zu Unrecht verurteilt und ermordert wurde. Im Urteil wurden die Begriffe «Hexe» und «Hexerei» vermieden. Göldi wurde als Giftmörderin verurteilt. Ihr Fall war auch nicht der letzte derartige in Europa; 1811 wurde Barbara Zdunk unter ähnlichen Umständen unter dem Vorwand der Brandstifterei hingerichtet. Ob diese wegen Hexerei hingerichtet wurde, ist jedoch sehr unwahrscheinlich, da Hexerei in Preussen zu der Zeit kein Straftatbestand war.[3] Die letzten bekannten Hinrichtungen für Hexerei in Europa fanden 1793 in Posen (damals in Preussen) statt.

Obwohl wir nun im 2020 angekommen sind, haben wir immer wieder Parallelen dazu. Man erinnere sich an Kashoggi - o.k nix mit Hexerei oder so zu tun - aber da wird jemand hingerichtet auf brutalste Weise und jeder weiss, dass es Unrecht ist - und keiner tut was, keiner sieht hin und keiner kümmerts!

Die Erkenntnis vom Tag: Schau hin, steh auf wenn Unrecht geschieht!

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0